Triff Oberärztin Claudia - die Sprache ist der Schlüssel
Claudia kommt aus Leipzig und lebt seit 18 Jahren in Dänemark, genauer gesagt in Skjern in der Ringkøbing-Skjern Kommune.
Sie hat in Deutschland Medizin studiert und später in Dänemark ihre Facharztausbildung abgeschlossen. Heute arbeitet sie als leitende Oberärztin in der Magen-Darm-Chirurgie in Herning.

Claudia kam 2007 nach Skjern.
Der Weg nach Dänemark
Für Claudia, ihren Sohn und ihren damaligen Mann war der neue Arbeitgeber des Mannes eine große Hilfe und erleichterte den Start ins neue Leben.
"Die Firma hat uns eingeladen und für eine Woche in einem Sommerhaus untergebracht. Sie haben uns herumgefahren und die Umgebung gezeigt."
"Mein Mann entschied sich für die Stelle, und 2007 sind wir umgezogen. Das war ein großer Vorteil für uns, da ich zu der Zeit im Mutterschaftsurlaub war."
"Der Arbeitgeber hat uns eine Wohnung besorgt, den Vertrag geschickt – und wir haben einfach unterschrieben. Wir konnten ja nicht einmal lesen, was darin stand."
"Als wir nach Dänemark kamen, konnten wir kein Wort Dänisch."
Der neue Arbeitgeber sprach Deutsch und half bei vielen praktischen Dingen. Genau diese Hilfsbereitschaft empfindet Claudia als typisch für Dänemark: "Alle wollen helfen und tun ihr Bestes, damit alles klappt."
Wie lernt man eine neue Sprache?
Der Besuch einer Sprachschule – in der Ringkøbing-Skjern Kommune übrigens kostenlos – ist sehr wichtig. Dort lernt man nicht nur die Sprache, sondern auch viel über Kultur, übt den Alltag und baut ein Netzwerk auf.
Nach dem Mutterschaftsurlaub fand Claudia eine Stelle im Krankenhaus in Ringkøbing. Dort arbeitete sie Vollzeit und verbrachte anfangs 2–3 Tage pro Woche Teilzeit in der Sprachschule.
"Am Anfang habe ich kein Wort verstanden, die ersten Wochen waren furchtbar. Ich habe mir Wörter aufgeschrieben, die ich bei der Arbeit nicht verstand, und in der Sprachschule erklären lassen."
Nach zwei Monaten konnte Claudia bereits Visiten machen – mit Unterstützung einer Krankenschwester, die einsprang, wenn ein Wort unverständlich war.
"Einmal musste ich einen älteren Herrn untersuchen, habe ihn aber überhaupt nicht verstanden. Selbst die Krankenschwester verstand ihn nicht – er sprach den lokalen „Vestjysk“-Dialekt, den fast niemand versteht. Da habe ich gedacht: Okay, jetzt bist du angekommen. Wenn selbst Muttersprachler nicht weiterwissen, dann liegst du sprachlich gar nicht schlecht. Von da an wurde es immer besser."
Perfekt Dänisch sprechen muss man am Anfang nicht – entscheidend sind Wille, Geduld und das ständige Ausprobieren. Viele Dänen sprechen oder verstehen auch Deutsch, was den Einstieg erleichtert.
"Das Krankenhaus in Ringkøbing wurde nach einem Jahr geschlossen. Ich habe mich dann in Herning beworben. Ursprünglich hatte ich dort schon eine Stelle gesucht, sie aber nicht bekommen, weil ich kein Dänisch konnte. Dieses Mal war das kein Problem."
"Sobald man Dänisch spricht, stehen alle Türen offen. Es dauert ein bisschen, aber mit Anstrengung klappt es."
"Als Deutsche habe ich den Eindruck, dass es uns leichter fällt, Dänisch zu lernen. Viele Kollegen aus anderen Ländern haben deutlich größere Schwierigkeiten."
Arbeiten als Ärztin in Dänemark
Claudia erhielt ihre Approbation in Deutschland und schloss dort die Ausbildung zur Ärztin ab. In Dänemark schickte sie eine Bewerbung an das Gesundheitsministerium, das ihre Qualifikation anerkannte. Mit der schriftlichen Autorisation konnte sie sich direkt bewerben.
Die Facharztausbildung dauert in Dänemark fünf bis sechs Jahre.
"Man bekommt einen 5-Jahres-Vertrag. Wenn man die Anforderungen erfüllt, erhält man danach die Anerkennung als Facharzt. Der Ablauf ist gut strukturiert."
"In Deutschland ist das ganz anders – dort muss man sich die Ausbildung oft mühsam zusammensuchen, ohne Garantie, dass es wirklich zum Abschluss führt."
Heute ist Claudia als Oberärztin auch für jüngere Kollegen verantwortlich. Die Abteilung hat rund 40 Betten, etwa 10 Oberärzte und 25 Assistenzärzte – eine vergleichsweise große Einheit. Sie arbeitet zu regulären Zeiten und hat um 16 Uhr Feierabend. Nur zweimal im Monat übernimmt sie einen 24-Stunden-Dienst.
"Wir achten darauf, dass sich die jungen Ärzte wohlfühlen und die Ausbildung reibungslos verläuft."
" Mein Eindruck ist, dass das Leben in Dänemark leichter ist als in Deutschland. Wenn man um 15 Uhr Feierabend hat und um 15.30 Uhr noch da ist, kommen die Kollegen und fragen: „Warum bist du noch hier? Du hattest doch längst Schluss."
Leben in Dänemark
Die Wohnverhältnisse sind anders als in Deutschland. Viele kaufen ein Haus, und wenn es nicht mehr passt, verkauft man es und zieht weiter. In Deutschland ist der Kauf eher eine Lebensentscheidung.
"Nicht alles ist von Anfang an perfekt, aber die Menschen sind sehr hilfsbereit. Und wenn etwas nicht passt, zieht man einfach um."
"Wenn man erst einmal angekommen ist, wird vieles leichter: Kinder gehen in die Tagespflege, den Kindergarten oder zur Schule. In der Freizeit spielen sie Fußball, Handball oder andere Sportarten. Gemeinschaft ist in Dänemark sehr wichtig: Man redet mit Nachbarn, hilft sich gegenseitig, und jeder Beitrag zählt."
"Freiwilliges Engagement ist ein zentraler Teil der Kultur. Es muss nicht viel Zeit kosten, aber man sollte etwas beitragen."
"Ich war 13 Jahre im Kindergartenbeirat und beim Roten Kreuz aktiv. Dadurch habe ich Kontakte geknüpft, Freunde gefunden – und es hat mir großen Spaß gemacht."
"Wir treffen uns oft mit den Nachbarn im Garten, trinken ein Bier und genießen die gemeinsame Zeit."
Die Dänen gelten als eines der glücklichsten Völker der Welt. Dazu tragen viele Faktoren bei: Kinderfreundlichkeit, digitale Verwaltung und eine positive Lebenseinstellung.
"Hier gilt: Was nicht passt, wird passend gemacht. Es gibt immer eine Lösung – das ist eine sehr schöne Haltung."
"Was versprochen wird, wird gehalten. Wenn man um Hilfe bittet, bekommt man sie auch."
"Dieser Optimismus ist ansteckend."
"Alles läuft digital und unkompliziert. Wir hatten kürzlich einen Rohrbruch und konnten den Schaden abends online bei der Versicherung melden. Am nächsten Tag kam die Bestätigung per E-Mail, kurz darauf war der Schaden behoben – die Rechnung ging direkt an die Versicherung."
Gute Ratschläge für Neuzugezogene
Claudia hat Tipps für Deutsche, die überlegen, in die Ringkøbing-Skjern Kommune zu ziehen:
"Fang schon von zu Hause mit dem Dänischlernen an – online geht das leicht. Sobald man angekommen ist, sollte man sofort zur Sprachschule."
"Falls man nicht direkt einen Job als Arzt oder Pflegekraft findet, kann man zunächst im Pflegeheim arbeiten. Später ist der Wechsel kein Problem. Gleichzeitig verbessert man seine Sprachkenntnisse."
"Einfach um Hilfe bitten – die Dänen sind unglaublich hilfsbereit."
Möchtest du mehr erfahren?
Triff Claudia am 3. November 2025 an unserem INFOTAG. Dann steht sie für Fragen zu Verfügung. Melde dich hier an. Teilnahme ist kostenlos.
Wenn du mehr über die Möglichkeiten in der Ringkøbing-Skjern Kommune erfahren möchtest, findest du Informationen auf der Webseite flytmodvest.dk. Dort gibt es unter dem Punkt „Wie und wo möchtest du wohnen?“ Hinweise zu Dörfern, Städten und Wohnungssuche. Unter „Arbeiten“ findest du Auskünfte über Jobmöglichkeiten und Stellenangebote. Und unter „Umziehen – Schritt für Schritt“ siehst du, wie ein Umzug nach Westjütland konkret abläuft.